Die lange Geschichte von Vitamin C: Von der Prävention der Erkältung bis zur potenziellen Unterstützung bei der Behandlung von COVID-19

Veröffentlicht am 28. Oktober 2020 | Cerullo G et. al.
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Diese Übersichtsarbeit beleuchtet die Bedeutung von Vitamin C für das Immunsystem und seine mögliche Rolle bei der Prävention und Behandlung von Infektionen, insbesondere im Kontext von COVID-19.

Während eine ausreichende Zufuhr von Vitamin C essentiell für die normale Funktion des Immunsystems ist, zeigt die Forschung, dass eine Supplementation mit hohen Dosen Vitamin C in einer gut ernährten Allgemeinbevölkerung kaum einen zusätzlichen Nutzen bietet.

Es gibt jedoch spezifische Subgruppen wie ältere Menschen, Diabetiker und Patienten mit schwerer Sepsis, bei denen Vitamin C eine stärkere Modulation von Entzündungsprozessen und oxidativem Stress zeigen kann.

Im Zusammenhang mit COVID-19 ist Vitamin C in Form von intravenöser Gabe besonders vielversprechend. Es könnte Entzündungsmarker wie Interleukin-6 (IL-6) senken, die mechanische Beatmungszeit verkürzen und die Überlebensraten bei schwer erkrankten Patienten mit akutem Atemnotsyndrom (ARDS) verbessern.

In der Praxis fehlen jedoch klare Beweise für eine routinemäßige Supplementierung zur Prävention oder Behandlung von COVID-19. Weitere klinische Studien sind erforderlich, um die Wirksamkeit und Sicherheit von Vitamin C in diesen Kontexten zu bestätigen.

Hintergrund:

Vitamin C (Ascorbinsäure) spielt eine Schlüsselrolle bei der Funktion des Immunsystems. Es wirkt als Antioxidans, schützt Immunzellen vor oxidativem Stress und moduliert entzündungsfördernde Zytokine. Seit Jahrzehnten wird seine potenzielle Wirkung bei der Prävention und Behandlung von Atemwegsinfektionen wie Erkältungen untersucht. Diese Arbeit beleuchtet die historische Entwicklung von Vitamin C als präventives und therapeutisches Mittel, mit besonderem Fokus auf seine potenzielle Anwendung bei COVID-19.

Physiologische Funktion:

Vitamin C ist ein essentielles Vitamin, das vom Menschen nicht selbst synthetisiert werden kann. Es wird bevorzugt in Geweben wie dem Gehirn, der Lunge und den Immunzellen gespeichert. Eine tägliche Aufnahme von 100–400 mg sorgt für eine optimale Bioverfügbarkeit. Bei höheren Dosen (über 1 g/Tag) nimmt die Aufnahmeeffizienz ab, und Überschüsse werden über den Urin ausgeschieden. Bei Entzündungen und Infektionen sinken die Vitamin-C-Werte im Plasma jedoch drastisch, was auf einen erhöhten Verbrauch hindeutet.

Wirkung auf Infektionen:

Frühere Studien haben gezeigt, dass Vitamin C die Dauer und Schwere von Erkältungen um etwa 8–14 % reduzieren kann, insbesondere bei Menschen unter starker körperlicher Belastung. Bei Patienten mit Lungenentzündung oder schwerem akutem Atemnotsyndrom (ARDS) kann Vitamin C als intravenöse Infusion helfen, die Entzündungsreaktion zu modulieren und die mechanische Beatmungszeit zu verkürzen. Insbesondere in Intensivstationen scheint eine hohe Dosis von Vitamin C (200 mg/kg pro Tag) über 4–5 Tage vorteilhaft zu sein.

COVID-19 und Vitamin C:

Im Rahmen der COVID-19-Pandemie wurde Vitamin C als mögliche adjuvante Therapie für schwere Fälle untersucht. Studien legen nahe, dass Vitamin C den “Zytokinsturm”, der bei COVID-19 zu Organschäden führt, reduzieren könnte. Intravenös verabreichtes Vitamin C zeigte in ersten Studien positive Effekte, wie die Senkung von Entzündungsmarkern (z. B. IL-6) und eine potenzielle Verbesserung der Überlebensraten. Allerdings bleibt die Evidenzlage begrenzt, und groß angelegte, kontrollierte Studien sind erforderlich, um klare Empfehlungen zu geben.

Sicherheitsprofil und Anwendung:

Vitamin C gilt als sicher, selbst in hohen Dosen. Seltene Nebenwirkungen wie Magenbeschwerden oder Nierensteine treten vor allem bei extrem hohen oralen Dosen (über 2 g/Tag) auf. Intravenöse Gaben erfordern eine medizinische Überwachung. Trotz der steigenden Popularität während der COVID-19-Pandemie bleibt der routinemäßige Einsatz von Vitamin C als präventives Mittel für die allgemeine Bevölkerung nicht gerechtfertigt.

Schlussfolgerung:

Vitamin C ist ein vielversprechender Kandidat zur Unterstützung des Immunsystems, insbesondere bei Patienten mit erhöhtem Infektionsrisiko oder schweren Entzündungen. Während die Forschung auf positive Ergebnisse bei kritisch kranken Patienten hinweist, insbesondere in Verbindung mit COVID-19, bleibt der klinische Nutzen für die allgemeine Prävention begrenzt. Weitere Studien sind erforderlich, um die Wirksamkeit, optimale Dosierung und langfristige Sicherheit von Vitamin C bei viralen Infektionen zu bestimmen.

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