Probiotika als Zusatztherapie bei Depression: Eine randomisierte klinische Pilotstudie

Veröffentlicht am 14. Juni 2023 | Nikolova VL et. al.
AntidepressivaDepressionProbiotika

Die Studie untersucht die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Probiotika als ergänzende Behandlung für Patienten mit Major Depression (MDD), die auf Antidepressiva nur unzureichend ansprechen. In einer doppelblinden, placebokontrollierten Pilotstudie nahmen 50 Teilnehmer im Alter von 18 bis 55 Jahren über 8 Wochen täglich Probiotika (8 Milliarden koloniebildende Einheiten aus 14 Bakterienstämmen) oder ein Placebo ein, zusätzlich zu ihrer Antidepressivatherapie.

Die Ergebnisse zeigen, dass Probiotika signifikante Verbesserungen in den Depressionssymptomen (gemessen anhand des Hamilton Depression Rating Scale [HAMD-17] und des Inventory of Depressive Symptomatology [IDS]) sowie in Angstsymptomen bewirken können. Der Effekt auf die Symptome war bereits nach 4 Wochen sichtbar und verstärkte sich bis zur 8. Woche. Die Behandlung wurde gut vertragen, mit einer hohen Adhärenz (97 %) und ohne schwerwiegende Nebenwirkungen.

Fazit: Probiotika könnten eine sichere und vielversprechende Ergänzung zur konventionellen Depressionsbehandlung sein. Weitere, umfangreichere Studien sind notwendig, um diese Ergebnisse zu bestätigen und die langfristige Wirkung zu evaluieren.

Hintergrund:

Major Depression (MDD) betrifft weltweit Millionen Menschen und stellt eine bedeutende Belastung für das Gesundheitssystem dar. Obwohl Antidepressiva die Hauptstütze der Behandlung sind, sprechen etwa 60 % der Patienten nicht vollständig darauf an. Die Mikrobiota-Darm-Hirn-Achse ist ein vielversprechendes Ziel für neuartige Therapien, darunter der Einsatz von Probiotika, die potenziell das Gleichgewicht der Darmflora beeinflussen und depressive Symptome lindern könnten.

Ziele der Studie:

Ziel war es, die Akzeptanz, Verträglichkeit und die potenzielle Wirksamkeit von Probiotika als Zusatztherapie bei MDD zu bewerten und Daten für zukünftige, größere Wirksamkeitsstudien zu sammeln.

Methodik:

Die doppelblinde, placebokontrollierte Pilotstudie umfasste 50 Erwachsene mit MDD, die auf stabile Antidepressiva-Dosen nicht vollständig ansprachen. Die Teilnehmer wurden zufällig entweder einer Probiotika- (14 Stämme, 8 Milliarden koloniebildende Einheiten täglich) oder einer Placebo-Gruppe zugeordnet. Die Behandlungsdauer betrug 8 Wochen, und die Hauptauswertungen umfassten Depressions- und Angstbewertungen mittels HAMD-17, IDS, Hamilton Anxiety Rating Scale (HAMA) und General Anxiety Disorder Scale (GAD-7).

Ergebnisse:

Von den 50 Teilnehmern schlossen 46 die Studie ab. Die Probiotika-Gruppe zeigte signifikante Verbesserungen in den Depressions- und Angstsymptomen im Vergleich zur Placebo-Gruppe. Nach 8 Wochen lag der Effekt auf depressive Symptome (HAMD-17) bei einem standardisierten Effekt von 0,70 (95 %-KI: 0,01-0,98) und bei Angstsymptomen (HAMA) bei 0,79 (95 %-KI: 0,06-1,05). Probiotika schienen besonders wirksam bei Patienten mit stark ausgeprägten Angst-Symptomen. Es gab keine schwerwiegenden Nebenwirkungen, und die Adhärenz lag bei 97 %. Die Behandlung wurde als gut verträglich bewertet.

Schlussfolgerung:

Probiotika könnten eine vielversprechende Ergänzung zur Depressionsbehandlung darstellen, insbesondere für Patienten mit unvollständigem Ansprechen auf Antidepressiva. Die Ergebnisse dieser Pilotstudie liefern wichtige Hinweise für zukünftige Forschung, einschließlich größerer, langfristiger Studien, um die Wirksamkeit, Sicherheit und Mechanismen dieser Therapieform zu bestätigen.

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